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Ludwig-Donau-Main-Kanal (Deutschland)

 

Der Ludwig-Donau-Main-Kanal

LAnge träumten Menschen in Europa davon, Rhein und Donau und damit Nordsee und Schwarzes Meer zu verbinden. Der sogenannte Karksgraben (Fossa Carolina, 793 n. Chr.) aus der Zeit Karls des Großen markierte den ersten Versuch. Aber erst mehr als ein Jahrtausend danach wurde der Traum unter Bayerns König Ludwig I. Wirklichkeit. In nur zehnjähriger Bauzeit entstand zwischen 1836 und 1846 eine künstliche Wasserstraße von Kehlheim an der Donau nach Bamberg am Main. Sie war mit 173 km Länge und 100 Schleusen eine großartige, bewundernswerte Leistung der Ingenieurskunst jener Zeit. Die mit dem Kanal verbundenen Erwartungen erfüllten sich indes nicht. Zu klein waren die Schiffe, die ihn befuhren, zu lange dauerten die Fahrten, zu schnell entwickelte sich zeitgleich die Konkurrenz der leistungsstärkeren Eisenbahnen. Nach einer kurzen wirtschaftlichen Blütezeit schrieb der Kanalbetrieb nur mehr rote Zahlen. Im Zweiten Weltkrieg wurde der alte Ludwig-Donau-Main-Kanal teilweise zerstört, 1950 aufgelassen und später an mehreren Stellen mit Straßen überbaut oder dafür unterbrochen. Heute bilder die erhalten gebliebenen Strecken und Bauten ein industriegeschichtliches Ensemble ersten Ranges und stehen unter Denkmalschutz. Die aufwändige Pflege und Instandhaltung der zum Teil noch wasserführenden Kanalabschnitte sowie sämtlicher Bauwerke sind seit 1954 Aufgaben der Wasserwirtschaftsämter Kronach, Nürnberg, Regensburg, Ingolstadt und Landshut. 1992 verwirklichte man mit der Eröffnung des modernen Main-Donau-Kanals die Vision der Verbindung zwischen Nordsee und Schwarzem Meer ein drittes Mal. Für Flussreisende, die auf ihm Bayern durchqueren und gemächlich Linz, Wien und Budapest oder dem Rhein und Amsterdam entgegengleiten, erfüllt sich damit ihr jeweils ureigener Tarum.

 

Schleusen

Es gab 100 Schleusen entlang des Ludwigs-Kanals; zwischen Kehlheim und der Scheitelhaltung 32, von dort nach Bamberg 68. Die Schleusen waren 34,15 m lang und 4,67 m breit. Der Niveauunterschied zwischen Ober- und Unterhaupt betrug 2,3 – 3,2 m. Für den Bau der Mauern verwendete man aus der Umgebung stammende Bruchsteine in Verbindung mit Halbhydraulischem Kalk, zur Gründung der Schleusenkammern Holzpfähle. Eine Schleusenfüllung benötigte bis zu 500.000 l Wasser. Zur Wasserersparnis erhielten deshalb viele Schleusen ein Zwischentor, womit die Schleusenkammer auf 26,2 m verkürzt werden konnte. Das Füllen und Leeren der Schleusen erfolte mittels Schützen in den Eichentoren. Die Tore mußten mit Stangen auf- und zugezogen werden. Ein Schleusenvorgang dauerte 10 – 15 Minuten. Schleusenwärter mit ihren Gehilfen versahen den Schleusendienst. In der Regel versorgten sie ein bis drei, in Ausnahmefällen bis zu sechs Schleusen. Die Wärter waren zugleich für die Instandhaltung der Schleusen sowie der Beaufsichtigung und Pflege des Kanals und seiner Anlagen zuständig. Dazu gehörte auch die Einnahme der Pachtgelder für die 40.000 entlang des Kanals gepflanzten Obstbäume. Insgesamt 69 Wärterhäuschen wurden nach einem Musterplan gebaut, der im Detail variiert und der Geländesituation angepaßt werden konnte. Die sie umgebenden Grundstücke waren zum Gemüseanbau und zur Tierhaltung für die Schleusenwärter vorgesehen.

 

Brückkanal über die Schwarzach

Ein beachtenswertes Bauwerk ist der 1841 fertig gestellte Brückkanal über die Schwarzach. Die 90 m lange Konstruktion aus Sandsteinquadern überspannt mit einem Bogen von knapp 15 m in 17,5 m Höhe das Flusstal. Zur Vermeidung von Schäden durch Eisgang wurde das Eis im Winter händisch zerstückelt. Seit 2013 verhindert eine Druckbelüftung das Zufrieren.

 

Unterölsbacher Einschnitt

Einschnitte sind durch höheres Gelände gegrabene Kanalstrecken. Das dabei angefallene Aushubmaterial verwendete man zur Aufschüttung von Dämmen in tieferen Lagen. Der Kanal konnte so ohne Schleusen durch das hügelige Gelände der Scheitelhaltung geführt werden. Die Wasserspiegelbreite in den Einschnitten reduzierte man von 15,8 m Normalbreite auf 10 m, um den Umfang der Erdarbeiten einzugrenzen. Bei Unterölsbach liegt mit 23 m der tiefste von den insgesamt 60 Einschnitten des Kanals. Ursprünglich war statt des 580 m langen Einschnitts ein Tunnel geplant. Wegen der mangelnden Festigkeit des Tonschiefers verwirklichte man ihn jedoch nicht.